Oh je, diese Überschrift verspricht ja schon ein heiteres Thema, nicht wahr? Dabei gibt es doch was zu feiern! In diesem Jahr hat der Einsatz in Afghanistan zehnjähriges Jubiläum! Na da gratuliere ich aber herzlichst zum…ja, wie nennt man das jetzt? Na, ich sag einfach „kriegsähnlicher Stabilisierungseinsatz von soldatenähnlichem Sicherheitspersonal an einer frontähnlichen Linie“ dazu. Kurz, knackig, leicht zu merken.
Anlass für meinen Text ist aber nicht der zehnjährige „Geburtstag“ dieses Einsatzes, zu dem sicher einige Lichter ausgeblasen werden, sondern eine Aussage auf Focus.de, die so schon zigmal auftauchte, aber über den es schon mal lohnt, nachzudenken.
„Schließlich leisten die Soldaten gerade im Auslandseinsatz Enormes für unser Land.“ (Martina Fietz: Damit der Einsatz nicht komplett sinnlos war)
Was sie nun aber konkret leisten, das vermag irgendwie niemand so recht in Worte zu kleiden. Gut, man mag sagen, sie helfen beim Aufbau von Afghanistan. Das mag zutreffen, meistenteils ist das Militär eher ein Hemmschuh, aber das soll jetzt auch nicht diskutiert werden. In dem zitierten Satz geht es ja darum, dass die Bundeswehr in Afghanistan etwas für unser Land tut. Der zivile Aufbau vor Ort – so wichtig er auch ist – kann nicht gemeint sein.
Hm, gut, was könnte noch gemeint sein? Vielleicht das Fangen von bösen Terroristen, die sonst sprengstoffbepackt nach Deutschland kommen und hier alles kurz und klein sprengen? Ja, das ist wohl am wahrscheinlichsten gemeint, zumindest wäre es ein konsequentes Umsetzen der Struck-Doktrin, welche die Vorne-Verteidigung auf ganz neue Höhen gehoben hat. Die Bundeswehr verteidigt uns am Hindukusch, heißt es ja, bzw. hieß es ja laut unserem Ex-Verteidigungsminister. Klar, dass ein Verteidigungsminister gern vom Verteidigen redet, denn sonst könnte er schon in eine arge Bredouille kommen, wenn jemand so dreist ist, das Grundgesetz zu lesen und anfängt, Fragen zu stellen.
Es ist allein schon bezeichnend, dass ich hier mutmaßen muss, denn leider kommt mehr als dieser wohl zum Mutmachen gedachte Satz selten von Befürwortern dieses Krie…entschuldigung, Auslandseinsatzes. Hakt man nach, wird man des Nestbeschmutzens, des Defätismus oder gar der Dolchstoßerei bezichtigt.
Die Bundeswehr in Afghanistan, im Felde unbesiegt
Ganz perfide kontern Befürworter Kritik ja mit der Grundsatzfrage, sozusagen der Gretchenfrage des Anti-Terror-Krieges, dem heiligen Gral der Retour-Kutsche ex negativo: „Dann findest du also, die Taliban hätten in Afghanistan weiter regieren sollen? Dann findest du also auch, dass Gottesstaaten toll sind und Frauen unterdrückt werden müssen?“ Wer gegen den Krie….Einsatz ist, der ist natürlich für die bösen Springteufel, genannt Taliban. Solche genialen Schlussfolgerungen des „Bist du nicht für uns, bist du gegen uns“ gehören eigentlich auf den Müllhaufen der Geschichte, aber sind wohl einfach zu verlockend als Totschlagargument, um sie dort zu lassen.
Bin ich denn nicht viel mehr „für“ unsere Soldaten, beziehungsweise, um sie besorgt, wenn ich nicht möchte, dass sie sinnlos verheizt und abgenutzt werden in einem Einsatz, von dem keiner weiß, wo er hinführt und wann er jemals enden könnte. Denn die Frage nach einem Abzug wurde ja mit einem klaren „Vielleicht!“ der Regierung beschieden. Wer sagt mir denn, dass die Bundeswehr nicht noch zehn Jahre in Afghanistan verbringt, diesem seltsamen Kunstgebilde imperialistischer Zeichenbrett-Idiotie?
Ich respektiere die Härte des Jobs, den die Soldaten in Afghanistan ableisten, nur kann ich wirklich nicht erkennen, wo der konkrete Dienst für unser Land ist. Die meisten ernstzunehmenden Experten sind sich einig, dass der Krieg nicht zu gewinnen ist. Oder geht es darum gar nicht? Geht es hier nur darum, uns in einem Zustand der dauerhaften Halb-Erregung zu halten, um uns – wenn es vonnöten ist – ein wenig zu kitzeln und daran zu erinnern, dass wir hinter unserer Truppe und damit hinter der Regierung zu stehen haben? Ich weiß es nicht, aber ich rufe alle, die einen Sinn in der Präsenz der Bundeswehr in Afghanistan sehen, ihn mir mitzuteilen, mit Blick auf den zitierten Satz, nämlich den konkreten Nutzen für oder Dienst an unserem Land.
Schließlich leisten die Soldaten gerade im Auslandseinsatz Enormes für unser Land.